Die bulgarischen National- und Naturparks..
Im Jahre 1934 wurde der erste Nationalpark Bulgariens eröffnet, der Nationalpark Witosha – auch unter der Schreibweise Vitosha zu finden. Er umfasst mit rund 27.000 Hektar nahezu 90 Prozent des Witosha-Gebirges, das sich südlich, unmittelbar vor den Türen der bulgarischen Hauptstadt Sofia befindet. Der Name „Vitoscha“ wurde erstmalig im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Über die Herkunft der Bezeichnung „Vitosha“ beziehungsweise „Witosha“ ist man sich bis heute noch nicht ganz einig. Entweder ist sie eine Abwandlung des Namens Vitosh oder aber sie wurde dem Griechischen entlehnt und bedeutet übersetzt so viel wie „teilendes“ beziehungsweise „zweiteiliges“ Gebirge.
Das Bild des Witosha Nationalparks hat sich in den letzten 400 Jahren durch Menschenhand stark verändert, aus dem einstigen Urwald wurde eine eher karge Bewaldung. Im Jahre 1977 rief man dann das Biosphärenreservat Witosha aus, um den Rest der ursprünglichen Natur zu erhalten.
Der Nationalpark Witosha beherbergt die beiden Naturreservate Uschite – übersetzt „Ohren“ – und Tschernata Skala – „Der schwarze Felsen“. Auch der Tscherni Vrach – einer der elf Berge über 2000 Metern Höhe und gleichzeitig der höchste Gipfel des Witosha-Gebirges – befindet sich dort. Zahlreiche Berghütten befinden sich hier oben, und seit 1935 sogar eine Wetterstation. Der Tscherni Vrach gilt als der Ort, wo der organisierte (Berg-)Tourismus begann, denn am 27. August 1885 passierte etwas für die damalige Zeit recht Ungewöhnliches: Gleich 300 Menschen bestiegen den 2290 Meter hohen Berg. Seither reisen alljährlich zum Gedenken an dieses Ereignis zahlreiche Bergwanderfreunde aus aller Welt an, um an genau diesem Tag diesen Gipfel zu erreichen. Sollten auch Sie ein begeisterter Bergwanderer sein und zu dieser Zeit in Bulgarien weilen, so sollten Sie sich dieses einmalige Erlebnis keinesfalls entgehen lassen. Außerhalb dieser Zeit stehen Ihnen nur wenige Tage zu einer problemlosen Wanderung auf den Gipfel – mit dem Endziel, ein wunderbares Panorama genießen zu können – zur Verfügung. Diese Reduzierung ist wetterbedingt: In der Regel ist der Gipfel nämlich rund 140 Tage vereist, ansonsten verderben durchschnittlich 230 Tage mehr oder weniger dichten Nebels die Aussichten auf einen wundervollen Rundumblick. Die wärmsten Tage dort oben sind im August – mit einem Durchschnittswert von 9°C – zu finden. Am kältesten ist es im Januar mit durchschnittlich -8,3°C.
Übrigens führt hier auch der berühmte Europäische Fernwanderweg E4 entlang, der den Peloponnes – über die Alpen gehend – mit den Pyrenäen verbindet, wobei er sich vom Tscherni Vrach entlang einiger Zweitausender über das Tschernoto Plateau zieht.
Besonders sehenswert sind die beiden Reservate Bistrischko Branischte und Torfeno Branischte. Im ersteren dürfen Sie sich als Tourist nur auf bestimmten ausgewiesenen Fußgängerrouten bewegen, um die Hochgebirgsflora sowie den noch vorhandenen Fichtenwald in seiner Natürlichkeit nicht zu stören. Ein besonders imposantes Bild stellen die Steinflüsse im Nationalpark Witosha dar. Im die Hochgebirgstorfmoore schützenden Torfeno Branischte ist der Zutritt übrigens an diesen Stellen gänzlich verboten. Hierdurch soll der 1500 Jahre alte Torf vor der Vernichtung bewahrt werden.
Überhaupt ist die Naturschönheit des Witosha Nationalparks kaum zu übertreffen. Die Karstquelle Shivata Voda – Lebendes Wasser – ist dabei ebenso wie die „Steinflüsse“ – in die Länge gehende Geröllfelder aus riesigen Granitfelsen – zu erwähnen. Der längste und damit imposanteste Steinfluss ist der Slatni Mostowe – die Goldenen Brücken – mit einer Gesamtlänge von 2 Kilometern sowie einer Breite von rund 50 Metern. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Wasserfälle, die Sie auf Ihrer Wanderung entdecken können. Der wohl imposanteste ist der 20 Meter hohe Samokovischteto Wasserfall. Ebenfalls unter Naturschutz steht die Duchlata Höhle, die mit 1,76 Kilometern längste und zugleich auch schönste Höhle Bulgariens, die man mit einem erfahrenen Führer besuchen sollte. Dort leben verschiedene Arten von Höhlentieren sowie etliche Fledermäuse.
Was aber bedeutet das alles für den Touristen? Ganz einfach, wer Bulgarien besucht, der besucht mit Sicherheit auch Sofia. Und wer in Sofia ist, der kommt kaum umhin, den Nationalpark Witosha zu besuchen, der als erholsamer Quell neben der Hektik der Großstadt gilt, zumal die Berge des Nationalparks das gesamte Stadtbild bestimmen. Es ist dabei überhaupt kein Problem, schnell und einfach mit dem Auto oder aber den öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu gelangen.
Neben dem reinen Erholungseffekt bietet der Nationalpark aber noch viele weitere Möglichkeiten. So steht im Winter natürlich an erster Stelle das Skifahren, während in den anderen Monaten eher geklettert, gewandert oder Mountainbike gefahren wird. Immer häufiger findet man hier zudem Drachenflieger beim Ausüben ihres Hobbys vor.
Wintersport hat im Witosha-Gebirge Tradition, denn hier wurde dereinst die erste Skischule Bulgariens eröffnet. Heute stehen hier viele Kilometer alpine Abfahrten mit den entsprechenden Liften – ohne den so häufig gewohnten Massenandrang – zur Verfügung. Die Langläufer unter Ihnen kommen auf etlichen Kilometern Loipe ebenfalls voll auf ihre Kosten. Der bekannteste Wintersportort hier ist Aleko, wo das komplette Rundumprogramm für Wintersportbegeisterte zu Verfügung steht. Die besten Wintersportbedingungen hat man in dieser Gegend von Mitte Dezember bis Ende April.
Wanderer werden über viele ausgeschilderte Wanderwege zu den interessantesten Stellen des Nationalparks geführt, wobei die Einkehr in ein Restaurant oder in ein Café eine ideale Erholungspause verspricht. Etliche Berghütten gewähren denjenigen unter Ihnen Unterschlupf, die sich für mehrtägige Touren entscheiden.
Mit etwas Glück entdecken Sie von Weitem eines der seltenen Tiere, die hier im Nationalpark noch leben. Dazu zählen die vom Aussterben bedrohten Braunbären, der Wolf, Wildkatzen und selbstverständlich Marder, Dachse und Hirsche. Überhaupt beherbergt der Witosha Nationalpark mehr verschiedene Pflanzen- und Tierarten als jedes andere Gebirge Europas. Nichtzuletzt sollte man natürlich nicht nur offenen Auges durch die Gegend gehen, um nach Tieren und Pflanzen Ausschau zu halten, vielmehr gilt es, die fantastischen Aussichten von den Höhenlagen aus – unter anderem auch auf Sofia – zu genießen. Bei guter Fernsicht kann man bis zum 60 Kilometer entfernten Rila-Gebirge oder aber zum 50 Kilometer weiten Balkangebirge sehen.
Wer sich im Nationalpark Witosha bewegt, der findet ein touristisch gut organisiertes System mit Orientierungstafeln, Markierungen, Rast- und Ruheplätzen sowie Lokalitäten vor.