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Lowetsch

Die Stadt (49 269 Einwohner, 200 m NN), liegt an einer malerischen Flussschleife, wo der Fluss Tscherni Ossam (der Schwarze Ossam) die Ausläufer des Mittleren Balkangebirges durchschneidet, und zwar 167 km nordöstlich von Sofia, 35 km südlich von Pleven, 35 km nördlich von Trojan, 86 km westlich von Veliko Tarnovo und 65 km nordwestlich von Gabrovo. Gebietszentrum.
Im Frühling wird die Stadt dank der überall duftenden Fliedersträuche ihren Beinamen „Stadt der Flieder“ gerecht.

Geschichte

Die verschiedenartigen archäologischen Funde lassen auf eine Geschichte bis in die Altstein-, Mittelstein-, Jungstein-, Bronze- und Eisenzeit zurückblicken. Im 4.–3. Jh. v. u. Z. entstand hier eine altthrakische Siedlung, die später von den Römern zu einer als Wegstation dienenden Stadt namens Melta ausgebaut wurde und die auf dem Hauptweg von der Donau zur Ägäis von strategischer Bedeutung war. Im Mittelalter bewährt sich die befestigte Stadt als ein wichtiger Militärstützpunkt. Unter den ersten Überlieferungen über die starke Lovetscher Festung ist die Mitteilung über den Angriff der Petschenegen Mitte des 11. Jh. Die Festung schloss nach dem Aufstand der Brüder Assen und Petar im Jahre 1185 den Zugang zur Hauptstadt Veliko Tarnovo àb. Zwei Jahre später, als der Offensive der byzantinischen Armee vor den Mauern der Lovetscher Festung endgültig ein Ende gesetzt wurde, was ein Zeichen dafür war, dass Byzanz den bulgarischen Aufstand nicht bewältigen kann, unterschrieb Kaiser Isaak II Angelos den s.g. Waffenstillstand von Lovetsch und erkannte somit die Gründung des Zweiten Bulgarischen Reiches an. Allmählich dehnte sich die Siedlung zum rechten Ossamufer, wo heute der Stadtteil Varoscha liegt. Den Namen Lovetsch trägt die Stadt seit dem 12. Jh.

Im Mittelalter war Lovetsch ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum mit gut entwickeltem Handwerk. Im 13. und besonders im 14. Jh. zählte es zu den größten nordbulgarischen Städten und Festungen. Im 14. Jh. unterhielten die Lovetscher Händler rege Beziehungen zu den reichen Märkten in Vendeig, Genua und Dubrovnik.
1393 geriet die Stadt unter türkische Herrschaft. Nach der Niederlage wurde Stanko Kussam, der letzte einigermaßen unabhängige Herrscher der Lovetscher Festung, Freiheitskämpfer.
Im 17. und 18. Jh. ist Lovetsch der wirtschaftliche Schnittpunkt zwischen Nord und Südbulgarien. Es entstanden viele Gasthäuser, die den durchziehenden Händlerzügen Unterkunft boten, Handel und Handwerk florierten, die Stadt zählte an die 20 000 Einwohner und wurde immer wohlhabender, weshalb sie den Beinamen Altin (golden) Lovetsch erhielt.

In der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt wurde Lovetsch zu einem kulturellen Mittelpunkt und beteiligte sich aktiv am Kampf um kirchliche Selbständigkeit und nationale Unabhängigkeit. 1839 wurde Dionisij aus Lovetsch zum bulgarischen Bischof erklärt. Die ersten Schulen wurden 1846–1847 gegründet und unter den ersten Lehrern war der große Dichter und Schriftsteller Petko. R. Slavejkov 1870 gründete man eine Lesestube, wo zwei Jahre später unter die Leitung des großen bulgarischen Revolutionären Angel Kantschev die erste Theatervorführung stattfand. 1872–1874 errichtete Meister Koljiu Fitscheto die auf dem Balkanhalbinsel einzige überdachte Brücke, ein eigenartiges Symbol der Zeit der Wiedergeburt. 1869 gründete Vassil Levski das lokale Revolutionskommittee, das 1870 zur Zentrale der gesamten Rovolutionsorganisation wurde, da es zur Revolutionshauptstadt der Vorläufigen Regierung ernannt wurde. Am 17.7.1877 wurde die Stadt von den russischen Truppen unter der Leitung von den Obersten Scherebkov und Parensov befreit, geriet jedoch 10 Tage später wieder unter türkische Herrschaft und im darauffolgenden Massaker wurden über 2500 Bulgaren in der Stadt und in der Umgebung getötet.

Die Truppen der Generäle Imeretinski, Skobelev und Dobrovolski befreiten am 3.9.1877 endgültig Lovetsch. Nach der Befreiung übersiedelten viele Einwohner der Stadt nach Sofia, Pleven, Svistov, Russe und Varna. 1926 förderte die Errichtung der Eisenbahnlinie Lovetsch–Levski (1949 bis Trojan) die weitere Entwicklung der Stadt.
Berühmte Söhne der Stadt sind die Revolutionäre Todor Kirkov und Ivan Drassov, der Politiker Vassil Radoslavov, der Komponist Ljubomir Pipkov, der Schriftsteller Dimitar Dimov und u.a. Mit der Zeit bewährt sich Lovetsch weiterhin als ein bedeutendes Verwaltungs-, Wirtschafts- und Kulturzentrum.

Sehenswürdigkeiten

Die unter Denkmalschutz stehende Altstadt Varoscha 30 (archäologisches Architekturreservat) bewahrt die eigenartige Volksarchitektur aus der Zeit der Wiedergeburt. Das Museum der Wiedergeburt und der nationalen Befreiung, auch als Vassil Levski-Museum 30 (1) bekannt, wurde in einem Gebäude untergebracht, das über dem ehemaligen Haus des Mitstreiters von Levski errichtet wurde. Das Museum wurde am 19.2.1954 eröffnet und birgt eine der besten Sammlungen von Levskis Privatgegenständen:Säbel, Dolch, originalles Porträt aus dem Jahre 1870 u.a. Die ethnographische Ausstellung in dem Haus von Ivan Drassov (Drassovata kaschta) – Mitstreiter von Vassil Levski, der ihm oftmals Unterkunft gewährte, vermittelt die Lebensweise einer reichen Händlerfamilie aus der Jahrhundertwende. Das Raschov-Haus (Raschovata kaschta) (1835) stellt die Wohnkultur eines Lovetscher Intellektuellen zu Beginn des 20. Jhs dar. Das Tscheschneto- Haus (Kaschta Tscheschneto), Hristo Zonev-Latineza- Haus, der Inhaber vom Gasthaus in Kakrina, Levskis Zufluchtstätte. Historisches Museum (3). Die Kirchen Sveta Nedelja (4) (die älteste in der Stadt) und Sveta Bodorodiza (5), nationales Kulturdenkmal. Die Kunstgalerie (2). Galerie Kasakov-Stiftung (6) im Varoscha Stadtteil stellt 285 Werke des Malers Dimitar Kasakov-Neron (Zeichnungen, Grafiken, Keramik) aus. Das Denkmal von dem bedeutenden Freiheitskämpfer Todor Kirkov, 1876 von den Türken gehängt, ragt heute auf dem Altplatz, der seinen Namen trägt.

Auf dem Hissarlika-Hügel (über Varoscha) erheben sich die Überreste der unter Denkmalschutz stehenden majestätischen mittelalterlichen Festung (7) aus der 2. Hälfte des 9. Jhs, die der Stadt bis zum 14. Jh. Schutz gewährte (historisches Architekturreservat). Auf der unteren Hügelterrasse, an dessen Hängen und am Flussufer befanden sich Wohnviertel. Bei den Ausgrabungen stieß man auf viele Gegenstände aus dem Mittelalter – Schmuck, Haushaltsartikel, Keramik, zwei interessante Silbermünzsammlungen mit dem Antlitz vom Zaren Ivan Alexander und dessen Sohn Michail u.a. Auf dem Hügel ragt das 14 m hohe Denkmal von Vassil Levski (1969), ein Werk der Bildhauer Georgi Georgiev, Ilia Iliev, Ivan Kessjakov, Dimitar Dimitrov und der Architekten Georgiev, Dorossiev und Roxanov.
Die überdachte Betonbrücke mit Holzaufbauten (8), die den Fluss Ossam überspannt und das Varoscha-Viertel mit der Neustadt verbindet, entspricht in wesentlichen Teilen dem Vorbild der bemerkenswerten überdachten Brücke von Meister Kolju Fitscheto. Mit ihren beiderseits liegenden Geschäften ist die bedeckte Brücke auf dem Balkanhalbinsel ohne gleichen.

Die Fundamente des seiner Bauart nach einzigartigen sechsbögigen Bauwerks bestanden aus großen Hau- und Plattensteinen und einem speziellen Kalkmörtel. Die üblichen Steinbögen wurden durch eine Holzkonstruktion aus fester Eiche ersetzt, die Läden und die Überdachung waren aus Buchenholz. Man verzichtete auf Metallklammern, alles wurde durch speziell angefertigte Holzkeile zusammengehalten. Die Brücke wies eine Länge von 84,5 m und eine Breite von 10 m auf. Die Fahrbahn war 5 m breit, die restliche Breite verteilte sich auf die überdachten Läden, die in von Konsolen getragenen Erkern lagen. Die zweiflügeligen Fensterladen konnten herunter- und heraufgeklappt werden, wobei der untere Fensterladen den Käufern als Sitzvorrichtung diente und der obere mit Haken horizontal befestigt wurde. Doppeladler, Löwen, die Peitsche des türkischen Aufsehers, der Wander- und Maßstab von Meister Nikola Fitschev zierten die Brückenpfeiler. Bei der Überschwemmung (1897) wurden die Tragsteine mit den Skulpturen samt mehreren Läden fortgeschwemmt. 1925 fiel die hölzerne Brücke einem Brand zum Opfer. Nach einer Reihe von Restaurationen weist die heutige Brücke eine Länge von 106 m auf.

Der Stratesch Park, auch Fliederpark genannt, liegt am rechten Ossamaufer. Hierher gelangt man über die Straße mit den beachtenswerten Wiedergeburtshäusern in der Altstadt Varoscha. Die Anlage wurde von den Architekten Ivantschev, Petko Evrev und Kosta Entschev entworfen und kam durch die freiwillige Mitwirkung der Einwohner zustande. Der wunderschöne Erholungsort mit tollen Wäldern und Ziersträuchen, schön angelegten Alleen, malerischen Seen und Blumenbeeten ist touristisch erschlossen und beherbergt auch das Weiße und das Schwarze Denkmal, die zu Ehren der im Befreiungskrieg gefallenen russischen Soldeten errichtet wurden, sowie die Allee der bulgarisch-russischen Freundschaft u.a. Der zweitgrößte bulgarische Zoo (9) (1961) erstreckt sich auf 10,1 ha und bietet über 200 Tieren Unterkunft. Hier paaren sich erfolgreich Känguruhs, Wildkatzen, Bären u.a.
Der Park Basch Bunar liegt unmittelbar am Stadtausgang Richtung Trojan. Mit seinen Blumenbeeten, Ziersträuchen und seltenen Baumarten ist er zu einem tollen Erholungsort mit wunderschönen Brunnen und Lokalen geworden. Hier befindet sich auch das Wasserkraftwerk Lovetsch.
Die Allee der Kosmonauten wurde 1988 nach dem Besuch von Kosmo- und Astronauten aus 13 Ländern angelegt. Jeder Kosmonaut, der jemals die Allee betrat, pflanzte eine Birke. 33 Namen von Weltallhelden bestrahlen diese ungewöhnliche Allee.
Lovetsch ist der Geburtsort des ersten bulgarischen Kosmonauten Georgi Ivanov (im April 1979 flog er zusammen mit dem Russen Rukavischnikov auf dem Forscherschiff Sojus 33 ins All).