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Gabrovo

Die Stadt (76 591 Einwohner, 390 m NN) liegt an beiden Ufern des Jantra-Flusses, am nördlichen Fuße des Gebirges Schiptschenska planina (Mittleres Balkangebirge), an der wichtigen Landstraße zum Schipka-Pass, u.z. 220 km nordöstlich von Sofia, 46 km südwestlich von Veliko Tarnovo, 28 km südöstlich von Sevlievo und 48 km nördlich von Kasanlak. Sie ist ein Gebietszentrum.
Gabrovo ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und befindet sich in der Nähe der geographischen Mitte Bulgariens.

Geschichte

Die Stadt entstand im Mittelalter als strategische Siedlung in der Nähe der Balkanpässe und entwickelte sich zum Dienstleistungszentrum für die nahe liegenden Hüttensiedlungen. Dies förderte die Entwicklung des Handels und der Handwerke, die mit der Versorgung und der Bewachung der Bergpässe verbunden waren – Schmiedehandwerk, Waffenschmiedekunst u.a.
Eine Siedlung mit dem Namen Gabruva wurde erstmals im 15. Jh. urkundlich bezeugt. Der Name der heutigen Stadt, Gabrovo, datiert aus dem 17. Jh. und wird aus dem Namen der Hainbuche (bulg. Gabar) hergeleitet.
Im Jahre 1860 wurde Gabrovo zur Stadt erklärt.

Im Laufe der Zeit bewährtre sich die Stadt allmählich als ein bedeutendes Handwerks- und Handelszentrum. Zur Entwicklung der Handwerke trug die einfallsreiche und vielseitige Anwendung der Wasserkraft vom Jantra-Fluss bei. Die einzigartige, volkstümliche Wassertechnik, die in der Region erfunden und eingesezt wurde, hinterlässt auch heute noch einen starken Eindruck. Die einzige Sammlung solcher Wasseranlagen befindet sich im ethnographischen Freilichtmuseum Etara. Zu Beginn des 19. Jhs wurden in Gabrovo mehr als 20 Handwerke ausgeübt – Lizen- und Tuchweberei, Gerberhandwerk, Spinnradherstellung, Tischlerhandwerk, Messerschmiedehandwerk, Schmiedehandwerk (Hufschmiederei), Töpferhandwerk, Seidenraupenzucht u.a. Ivan K. Kalpasanov gründete die erste größere Werkstatt für Lizenweberei, die später (1882) zur Fabrik wurde. Die Gabrovoer Erzeugnisse fanden auch weit außerhalb des Osmanischen Reiches Absaz.

Der schnelle wirtschaftliche Aufschwung und das nationale Erwachen förderten das kulturelle Leben, so dass schon im Jahre 1835 die erste weltliche neubulgarische Schule eröffnet wurde. 1872 entwickelte sie sich zu einer Oberschule, die seit 1889 unter dem Namen Aprilov-Gymnasium bekannt wurde. Der Gründer des Gymnasiums war Vassil Aprilov (1789–1847), ein berühmter Aufklärer und Intellektueller in der Epoche der bulgarischen Wiedergeburt. In der Stadt wurden schöne und funktionelle Häuser, Kirchen, Brücken, Brunnen und ein Uhrturm gebaut. Die einheimische Bevölkerung nahm aktiv an den nationalen Befreiungskämpfen teil. Bewohner der Stadt Gabrovo und ihrer Umgebung beteiligten sich am Aufstand von Hauptmann Djado Nikola (1856), am Tarnovo-Aufstand (1862), an den Scharen von Hadschi Dimitar und Stefan Karadscha (1868), von Hristo Botev (1876), von Zanko Djustabanov (1876 in Gabrovo gegründet). Im Jahre 1868 gründete Vassil Levski ein Revolutionskomitee.

Nach der Befreiung Bulgariens entwickelte sich Gabrovo weiterhin zum größten Textilzentrum und wurde folgerichtig das bulgarische Manchester genannt. Bedeutende Söhne der Stadt aus der Epoche der Wiedergeburt sind Vassil Aprilov, Zanko Djustabanov, Pope Hariton, der Komponist Emanuil Manolov, der Schriftsteller Ran Bossilek u.a.
Ihren Gästen und den zahlreichen Touristen ist die Stadt vor allem als Hauptstadt des Humors bekannt. Ihren sprichwörtlichen Geiz verewigten die wizigen Einwohner der Stadt in Hunderten von geistreichen Geschichten.

Sehenswürdigkeiten

Das Haus des Humors und der Satire (1) (eröffnet am 1. April 1972) ist weltweit einzigartig. Hier werden die originellen Werke von Meistern des Humors und der Satire aus der ganzen Welt gesammelt, erforscht und popularisiert. Das Haus dient gleichzeitig als internationales Kulturzentrum, Museum und Galerie. Auf einer Fläche von 8000 m2 wurden in zehn Sälen die Werke von Künstlern aus 153 Ländern ausgestellt. Jedes ungerade Jahr beherbergen Haus und die ganze Stadt die Internationalen Biennale des Humors und der Satire in der Kunst (ein Teil der großen Gabrovoer Kulturfeste im Mai).
Die ethnographische Ausstellung Die städtische Lebensweise am Ende des 19. Jhs (2) befindet sich im authentischen Detschkov-Haus von 1835. Es umfasst einen Musiksaal mit Klavier, ein Jungfrauenzimmer, zwei separate Gästezimmer für Damen und Herren, ein Kabinett des Bürgermeisters. Die Besucher lassen sich gern mit Kleidung aus der Epoche der Wiedergeburt fotografieren.

Das Aprilov-Gymnasium (3) liegt in der Stadtmitte. Der Bau des Gebäudes begann 1851 unter der Leitung des Meisters Gentscho Kanev aus Trjavna nach Bauplänen aus Odessa (als Ebenbild des Lycée Richelieu in Odessa). Kulturdenkmal seit 1979. Das Gymnasium entstand 1872 an Stelle der ehemaligen Gabrovoer Schule (in der die damals moderne Bell-Lancaster-Unterrichtsmethode angewandt wurde), der ersten weltlichen neubulgarischen Schule (am 2. Januar 1835 eröffnet). Seit 1889 trägt das Gymnasium den Namen von Vassil Aprilov,der die Gründung der Gaborovoer schule einleitete. Im Gebäude des Aprilov-Gymnasiums befindet sich das Nationale Bildungsmuseum 19 das die Entwicklung des bulgarischen Bildungswesens vom Mittelalter bis in die Gegenwart verfolgt. Im Museum wurde ein beispielhaftes, der Bell-Lancaster Unterrichtsmethode entsprechendes Klassenzimmer hergerichtet. Dort werden Lehrbücher und Lehrmittel aus der Epoche der Wiedergeburt aufbewahrt sowie die private Bibliothek von Vassil Aprilov, Sammlungen von persönlichen Gegenständen verschiedener Intellektuellen, Diplome, Stempel, Fahnen u.a.
Im Historischen Museum (4) sind Funde aus der Altsteinzeit ausgestellt – Knochen eines vorgeschichtlichen Menschen und eines Höhlenbären sowie Feuerstein- und Knochenwerkzeuge, die in der Höhle Batscho Kiro gefunden wurden.

Der Uhrturm (5) (1835). Die Kirche Sveta Bogorodiza (6) (1865) – vom Meister Gentscho Kanev aus Trjavna gebaut. Bajov most (Bajov – Brücke) – 1855. Der Aprilov-Brunnen (1762 von Krastjo Aprilov, einem Verwandten von Vassil Aprilov, erbaut). Das Denkmal von Ratscho Kovatscha (Ratscho dem Scmieden, dem mythischen Gründer der Stadt Gabrovo) – auf einem Felsen im Jantra-Fluss errichtet. Die alte Handelsstraße Radezka, die gepflasterte Straße Opaltschenska u.a. Die Kunstgalerie Hristo Zokev (7). Das Planetarium (8). Der Zoo (9).

Das ethnographische Freilichtmuseum Etara 19 (10) liegt 8 km südlich vom Stadzentrum (3 km von der Weggabelung nach Schipka entfernt), an einem ungestümen Bächlein im Stadtviertel Etara.
Das Museum ist in Südosteuropa einzigartig. Es bedeckt eine Fläche von 7 Hektar und stellt Architektur und Lebensweise der Bulgaren sowie die Handwerke aus der Epoche der Wiedergeburt dar. Das Museum, nach dem alten Namen des Jantra-Flusses benannt, wurde in der Periode 1963–1970 nach Entwurf und unter der Leitung des großen Patrioten Lasar Donkov eingerichtet. Es wurde als ein typisches Handwerksdorf aus der Epoche der Wiedergeburt gestaltet, mit Geschäftstraßen und Läden, Bäckereien und Werkstätten, Wassermühlen, Walkmühlen, kleinen Brücken und Brunnen, einem Uhrturm und gemütlichen Häusern. Dort klappern und knarren Räder und Werkzeuge, der Klang eines Schmiedehammers ergänzt das Plätschern des Flusses, es duftet nach hausgebackenen Weißbrötchen und Fladen, rote Geranien leuchten auf Balkons und Fenstersimsen… Die authentische Atmosphäre aus dem Ende des 18. und dem 19. Jh. entsteht durch die gelungene Harmonie zwischen den Originalgebäuden und -anlagen aus den nahe liegenden Dörfern und Vierteln und den restaurierten Häusern in Etara. Einzelne Gebäude und Innenausstattungen wurden sogar anhand alter Fotos und Skizzen maisterhaft nachgestellt.

Den Besuchern, die eine längere Zeit im ethnographischen Architekturkomplex verbringen wollen, steht das Hotel Strannopriemniza zur Verfügung, das im Geiste des Freilichtmuseums erbaut und ausgestattet wurde.
In Gabrovo befinden sich das Dramatische Theater Ratscho Stojanov, das Experimentelle Theater für Satire und Varietes und das Puppentheater.