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Felskirchen von Ivanovo

Im Nordosten Bulgariens wird das Kloster Ivanovo durch eine Gruppe von Klosterräumen, Kapellen und orthodoxen Kirchen gebildet – die Gesamtheit der Anlage bezeichnet man als „Felskirchen von Ivanovo“. Bereits aus prähistorischer Zeit sind hier Niederlassungen in den natürlichen Höhlen nachgewiesen.

Man kann historisch nachvollziehen, dass zum Ende des 12. Jh. die Berghöhlen von Eremiten bewohnt wurden – einige Kammern wurden noch hineingegraben, diese wurden später noch miteinander verbunden, als hier das Kloster des Erzengels Michaels durch den Eremiten Ioakim gegründet wurde. Zwischen dem 13. und 17. Jh. gründete man genau hier das Zarenkloster (Stifter waren Zar Iwan Asen II. Und Iwan Alexander) – Anlaufpunkt auch für die Künstler von Taworno. Sechs Kapellen und Kirchen enthalten Fresken aus der Zeit dieser bedeutenden Kunstschule, nämlich des 13. und 14. Jh. – die Künstler sind, wie damals üblich, nicht als Einzelpersonen mit ihren persönlichen Namen überliefert.

Es müssen allerdings, so meint man, mindestens zwei Maler an der Ausschmückung der Wände teilgenommen haben, die demselben Malstil folgten. Oft sind die Heiligen Hillarion und Theodosius dargestellt – ein Zeichen, dass man sich auf die Mönchskultur Palästinas bezogen hatte und diese auf die eigenen Lebensweisen übertragen wollte. Trotz unebener Wandflächen wirken die Bilder in einer Weise lebendig, was für jene Zeit als einzigartig gelten kann. Die abgebildeten Figuren sind individuell gehalten (Gestik, Faltenwurf der Kleidung, in Ocker gehaltene Gesichtszüge) – genau dies war eher untypisch für das Menschenbild der Zeit und zeugt von einem erhöhten humanistischen Verständnis der Künstler und ihrer philosophischen Fähigkeit, den Menschen und soziale Entwicklungen zu durchschauen und vorauszuahnen. In Körperlichkeit, Bildtiefe und Räumlichkeit hebt sich diese Gemäldetradition von der zeitgenössischen Malerei des Byzantinischen Reiches ab und ist diesem weit voraus – auch Atlanten werden gezeigt, die mit dem Tragen von Gebäuden beschäftigt sind.

Die zentrale der Kirchen ist eine Marienkirche. Diese befindet sich 38 Meter über dem Grund in den Felsen. Sie ist 4 Meter breit, 16 Meter lang und 2,15 Meter hoch. Die Fresken in dieser Kirche sind in rechteckigen Segmenten vorhanden; Johannes der Täufer wird über seinen Lebenslauf hinweg in verschiedenen Szenen abgebildet – ebenso auch die letzten sieben Tage des Lebens Christi. Die Kirchenväter hatten auf die Tradition Wert gelegt, religiöse Glaubensgrundsätze in leicht verständlicher und somit szenisch gemalter Form den Gläubigen zu vermitteln. Die an die Marienkirche angrenzende Kapelle enthält ebenso Fresken – diese bilden frühe syrische Eremiten ab. Am 22.10.1979 erklärte man die Felskirchen von Ivanovo zum Weltkulturerbe der UNESCO; ab 2002 sind sie der Öffentlichkeit wieder zugänglich.