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Etropole

Die Stadt (12 386 Einwohner, 580 m NN) liegt im schönen Talkessel des Flusses Malak Iskar, an den nördlichen Berghängen des Etropolska Gebirges (im Westlichen Balkangebirge), u.z. 87 km nordöstlich von Sofia, 25 km südöstlich von Botevgrad, 28 km südlich von Jablaniza, 43 km südwestlich von Teteven und 25 km nordwestlich von Slatiza entfernt.

Geschichte

Die Thraken vom Stamm Triballi besiedelten als erste diese Gegend. Die thrakische und die römische Siedlungen entstanden im Schnittpunkt großer Verkehrsachsen von der Donau über die Balkanpässe nach Mazedonien und Thrakien. Die Bevölkerung beschäftigte sich vorwiegend mit Bergbau, die günstige Lage der Siedlung förderte auch den Handel, die hiesigen Händler fanden für ihre Waren selbst auf den fernen Märkten Ägyptens Absatz.
Im 16.–17. Jh. wurde die Stadt zu einem Berg- und Handwerkszentrum – es wurden Eisen, Kupfer, Silber und Gold gewonnen, das Schmiede-, Kupfer-, Gold- und Messerschmiedehandwerk, die Waffenschmiedekunst und die Produktion von Landwirtschaftserzeugnissen entwickelten sich rasch. In dieser Gegend ließen sich erfahrene Bergleute aus Sachsen, Serbien und Bosnien nieder (aus dieser Zeit stammen die Familiennamen Alemanite, Avramovi, Bochorovi), die eine neue Technologie im Bergbau einführten. Im 17. Jh. wurden in Etropole auch Münzen geprägt.

Der wirtschaftliche Aufschwung begünstigte das Aufblühen des geistigen und kulturellen Lebens. Im 16.–17. Jh. entstand in Etropole und im nahe gelegenen Etropoler Kloster Sveta Troiza (Heilige Dreifaltigkeit) die Etropoler Literaturschule, die für ihren besonderen Schrifttyp bekannt wurde. Von jener Zeit sind wertvolle Handschriften erhalten geblieben, unter anderem die Abschriften der Werke von Kliment Ohridski, vom Patriarchen Evtimi Tarnovski u.a., sowie originelle Ikonen (die Ikone Heilige Dreifaltigkeit aus 1598 u.a.). Anfang des 17. Jhs wurde am Kloster eine Klosterschule gegründet.
Im Jahre 1794 wurde die Siedlung von einem Erdbeben zerstört, die unternehmenslustigen Etropoler Bürger haben sie schnell wiederaufgebaut. In 1791 wurde sie sechsmal von Kirdshali (entlaufenen türkischen Soldaten, die plündernd und branstiften durch das Land zogen) verwüstet.und wieder aufgebaut. Zur Zeit der Nationalen Wiedergeburt zu einem Standort des allumfassenden kulturellen und nationalen Aufschwungs im Lande. In 1811 wurde hier eine öffentliche Klosterschule eröffnet. Dank des aktiven Beitrags einiger wohlhabender Bürger wurden eine allgemeine Schule, eine Jungen- und eine Mädchenschule errichtet, hübsche öffentliche Gebäude und schöne Häuser gebaut. 1871 entstand auch die Lesestube.

Unter den Ehrenbürgern von Etropole hat der Lehrer Todor Peev ein hervorragender Literat, Jounalist und Befreiungskämpfer aus der Zeit der Wiedergeburt rein unbestrittenes Verdienst um die Entwicklung des kulturellen Lebens. Er leitete auch noch das in 1870 von Vassil Levski gegründete geheime Revolutionskomitee. Etropoler Bürger beteiligten sich auch an der Legion von Rakowski, an den Freischaren von Hadschi Dimitar und Stefan Karadscha, von Panajot Hitov, Hristo Makedonski, Hristo Botev.
Die Armee von Gen Gurko befreite die Stadt am 24.11.1877. Um den Namen Etropole wurde viel gerätselt. Einigen fachmännischen Meinungen nach kommt er vom altbulgarischen úíòðîïîëå (inneres, geschlossenes Feld), anderen zufolge hat er den thrakischen Wortstamm åòð (Wasser, Wasserfeld) und somit direkten Hinweis auf die Zuflüsse des Malak Iskar.
Die Stadt ist ein bekannter Gebirgskurort mit klimatherapeutischen Eigenschaften und somit touristisches Zentrum. Die Erhabenheit und die Schönheit der Etropoler Gegend und ihre interessanten Bergtouren ziehen viele Touristen an.

Sehenswürdigkeiten

Das Historische Museum bietet seine Ausstellungsstücke in 10 Sälen im schönen Gebäude des Konaks an (1853–1870), gebaut von den Etropoler Baumeistern Deno und Zvetko. Der Uhrturm (1710), 20 m hoch, ist als Bewachungs- und Verteidigungsturm gebaut worden, seit 1821 mit einer Uhr angefertigt vom Meister Dido versehen. Die Kirche Heiliger Erzengel Michail wurde schon 1600 erwähnt, das bestehende Gebäude stammt aus dem Jahr 1836. Sie zeichnet sich mit ihren feinen Wandmalereien aus Die Kirche Heiliger Georgi (gebaut 1390, wiederhergestellt 1836). Die Kirchen Heilige Petka und Heiliger Prophet Ilija . Bemerkenswert wurden die 5 Kirchen der Stadt so gebaut, daß sie aus der Vogelperspektive ein Kreuz darstellen.
Erhalten gebliebene Althäuser mit reichen Holzschnitzereien aus der Zeit der Wiedergeburt, darunter sind Pavel-Pontschov-Haus, Hadschi-Grigrigorov-Haus, Vultschev-Haus besonders zu empfehlen. Im Arnaudov-Haus (Kulturdenkmal seit dem 19. Jh.) ist die ethnografische Sammlung des Historischen Museums untergebracht. Denkmäler von Todor Peev, Hristo Jasenov, der gefallenen russischen Soldaten im russisch-türkischen Befreiungskrieg von 1877–1878 u.a.
Die Stadt ist auch mit dem einzigartigen jährlichen Fest der Etropoler Schwager bekannt.

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung:

– Ruinen einer thrakischen Siedlung aus dem 5.–4.Jh. v.u.Z. befinden sich unweit der Stadt auf einer abgelegenen Erhebung Bogotvor. In der Gegend gibt es auch etliche Grabhügel.
– Das Etropolski Kloster Heilige Dreifaltigkeit (Varovitez) befindet sich 5 km östlich von Etropole, auf dem Weg nach Ribariza (Etropolska Ribariza) und zum Sommer-Kurort Jamna.
Es liegt auf Kalksteinfelsen in einer malerischen Gegend mit jahrtausendealten Ahornbäumen. 1158 gegründet, wurde es während der osmanischen Herrschaft zum bedeutendsten bulgarischen Zentrum des Schrifttums nördlich des Balkans. Die jetzige Klosterkirche Heilige Dreifaltigkeit (1858) ist das Werk der Baumeister Iwan Bojanin und Georgi aus Brazigovo. Die Holzschnitzerei der königlichen Tür ist mit für die Schulen von Samokov und Trjavna typischen Motiven verziert. Die Wandmalereien der Kirche aus dem Jahr 1907 sind das Werk von Petjo Ganin aus Kasanluk. Von der Ikonostase der alten Kirche ist heute die Patronatsikone Alttestamentliche Dreifaltigkeit erhalten geblieben, (aufbewahrt wird diese im Nationalen Historisch-Archäologischen Museum in Sofia). In den Jahren der osmanischen Herrschaft fanden viele Freiheitskämpfer Zuflucht im Kloster. Der Freiheitsapostel Vassil Levski hat es auch besucht, ihm hat hier der Abt Hrisant – großer Patriot und furchtlose Persönlichkeit – Unterschlupf gewährt.

Im 16.–17. Jh. wurden das Kloster Heilige Dreifaltigkeit und die Stadt Etropole zu einem zusammengehörenden Schrifttumszentrum, in dem die bemerkenswerte Etropoler Kopistenschule entstand – die ihre einzigartige Kalligraphenschrift, die einheitlichen orthografischen Regeln und der originellkünstlerische Zierstil auszeichnen. Hier wurden Handschriftbücher verfasst, abgeschrieben und verziert, die überall im Lande verbreitet wurden. Der Gründer
der Schule war der Priestermönch Danail (Etropolski), ein angesehener Kalligraph und Maler. Zu den bekanntesten Vertretern der Etropoler Literaturschule zählen der Priestermönch Rafail, Vasilij Sofijanin, Grammatik Joan, Abt Zaharij, Pfarrer Schivko , Pfarrer Stojo, Grammatik Naum Matej, Grammatik Jankul, Daskal Kojo, Grammatik Sevlad u.a.
– Das Dorf Ribariza (Etropoler Ribariza) – 5 km östlich von Etropole. In diesem attraktiven Kurort befindet sich das interessante Haus des Handwerks, in dem der Besucher beim Glas Kräutertee über die örtlichen Handwerksberufe und Handwerksmeister Wissenswertes erfährt.
– Der schöne Wasserfall Varovitez – unweit vom Kloster, auf 700 m.NN mit einer Fallhöhe von 12 m. Naturdenkmal seit 1965.

– Der Kurort Jamna – 10 km von Etropole entfernt, auf den nördlichen Berghängen des Balkanteils Slatiza-Teteven.
– Überreste einer thrakischen Festung, später Tschertigrad benannt, (eine der wenigen erforschte thrakischen Festungen im Lande) liegen südöstlich vom Dorf Lopjan (18 km nordöstlich von Etropole).
Der Felsenkomplex Tschertigrad in einem eindrucksvollen Waldmassiv mit seltenen Pflanzen- und Tierarten gelegen, wurde 1981 zum Naturdenkmal erklärt.
– Überreste einer mittelalterlichen Festung – auf dem nahe gelegenen Hügel Sveti Atanas. Hier war einmal ein antiker thrakischer Tempel. Ende Januar pflegen die Einheimischen den Hügel zu besteigen, um die Kälte und den unangenehmen Winter fortzutreiben.