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Klöster in Bulgarien

Die Klöster Bulgariens waren die Hüter der Orthodoxie und die Bewahrer der nationalen Identität. Sie überlebten, wenn auch dezimiert, die Unterdrückung im Osmanischen Reich und die laizistische kommunistische Herrschaft. Auch heute sind sie mehr als Sehenswürdigkeiten. Die Klöster sind in Bulgarien Teil der geistigen und spirituellen Mitte des Landes.

Die Übernahme des christlichen Glaubens mit byzantinischen Wurzeln als Staatsreligion durch Zar Boris I. im Jahre 865 schuf erst die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Stämme mit Dominanz der turkstämmigen Protobulgaren zu einen. 919 konnte ein eigenständiges bulgarische Patriarchat begründet werden. Trotz des Untergangs des ersten großbulgarischen Reiches 1014-18 unter dem byzantinischem Kaiser Basileios II. Bulgaroktónos („Bulgarenschlächter“) bleibt Bulgarien der Ostkirche treu, wenn auch nicht ganz freiwillig. Im Großen Morgenländischen Schisma wurde Bulgarien endgültig 1054 orthodox.

Die bulgarischen Klöster, auch die vor dem Schisma gegründeten, erhalten wegen dieser Zugehörigkeit eine ganz andere Gestaltung als die typischen, regelmäßigen Klosteranlagen der römisch-katholischen Kirche. Sie unterscheiden sich aber auch deutlich von den Klosterfestungen der russischen Orthodoxie oder den berühmten Moldauklöstern in Rumänien. Die meisten bulgarischen Klöster, auch das berühmte Rila-Kloster, sind von der architektonischen Anlage her überwiegend unregelmäßig, schmiegen sich in die oft gebirgige Landschaft.

Die Größe und Bedeutung eines orthodoxen Kloster veranschaulicht sich auch in Bulgarien nicht durch die Monumentalität der Klosterkirche, wie in der römisch-katholischen Kirche seit dem Hochmittelalter. Orthodoxe Klöster können über eine Vielzahl von Kirchen verfügen, die nach westlichen Maßstäben oft nicht größer als Kapellen sind. Die Gläubigen versammelten sich meist im Umfeld zum Gottesdienst, weshalb um orthodoxe Klosterkirchen meist ein großzügiger Freiraum auch innerhalb von befestigten Klöstern zu finden ist.

Vielzahl und Vielfalt

Die touristische und mediale Bedeutung des Rila-Kloster überstrahlt die Betrachtung der in großer Zahl noch heute bestehenden Klöster. Viele von ihnen sind noch nicht einmal auf der offiziellen Liste der „100 nationalen Objekte“, obwohl viele der weniger bekannten mehr über das Wesen der bulgarischen Klöster aussagen, als die Vorzeigeobjekte. Trotz der vitalen Wiederbelebung der Orthodoxie nach dem Ende des Kommunismus droht vielen die Verwaisung. Dennoch würde auf ihren Spuren eine Reise kreuz und quer durch Bulgarien einer Offenbarung gleichen. Bulgarien ist ein Klosterland, mehr als sich Österreich klösterreich nennen darf. Eine halboffizielle Auflistung bulgarischer Klöster kennt 99 Positionen.

Einer der interessantesten, wenn auch nicht typischen Klosterkomplexe ist das Areal der Felsenklöster von Ivanovo in der Schlucht des Flusses Russenski Lom (Naturschutzgebiet) in der Provinz Russe. Das Einsiedlerkloster entstand im 12. Jahrhundert aus der orthodoxen Lehre des Hesychasmus und hatte im 13. und 14. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Von den einst 300 Mönchszellen und etwa 40 Kirchen haben sich nur einige bemalte Kirchen erhalten. Obwohl es nach dem Untergang der Zweiten Bulgarischen Reiches nach 1396 nie von den Türken geschändet wurde, ist durch Verwahrlosung im Laufe der Zeit Vieles verloren gegangen. Die großartigen Reste, vor allen mit Wandgemälden aus der Zeit der Zaren Ivan Assen II. (1218 – 1241) und Ivan Alexander (1331 – 1371) gehören zu den bedeutendsten Zeugnissen der altbulgarischen Kunst. Entsprechend früh wurden sie bereits 1979 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Andere Höhlenklöster in der Provinz Russe, wie Bassarabowski Manastir oder die Komplexe beim Dorf Nissovo und seiner weiteren Umgebung können es mit Ivanovo nicht aufnehmen.

Eine völlig anderen Ursprung haben die Reste der Höhlenklöster bei Varna, da sie teilweise auf frühchristlichen Wurzeln des 4. Jahrhunderts basieren. Nahe dem ersten bulgarischen Seebad, Sweti Constantin i Elena, findet man die Überreste des Aladsha Manastir. Von den Fresken, die den türkischen Namen für farbenfroh abgaben, ist in der Ruine nicht mehr viel zu sehen. Die Topographie macht aber einen Besuch der hauptsächlich aus dem 12. Jahrhundert stammenden Anlage wert. Rund einen Kilometer davon entfernt liegen die ähnlichen, weniger gut erhaltenen Reste eines weiteren Höhlenklosters, genannt Katakombite.

Die Umgebung der alten Zarenstadt Veliko Tarnovo in der Provinz Lovetsch besitzt in einem Umkreis von 6 Kilometern Luftlinie eine ganze Reihe von bemerkenswerten Klöstern. Nordöstlich von Veliko Tarnovo liegt das malerische Dorf Arbanassi, einst Sommerresidenz der Zaren und Wohnort reicher Bürger. Aus zwei Kirchen in Brand-Wüstungen von 1798 entwickelten sich Klöster, Sweti Nikola und Uspenie Bogoroditschno (Entschlafung der Gottesmutter).geweiht. Das Marienkloster umfasst ein großen gartenähnlichen Hof mit einer einstöckigen Randbebauung. Die Kirche hat die Verwüstungen leidlich überlebt und stammt noch aus der Zeit um 1680 mit Bemalungen des 18.Jahrhunderts. Sie wirkt sehr unauffällig, ist aber außergewöhnlich gestaltet, da sie in keiner Weise dem Kreuzkuppel-Typus entspricht.

Nördlich von Veliko Tarnovo liegt malerisch vor einer Felsensteilwand das Patriarchenkloster der Heiligen Dreifaltigkeit (Manastir Sweta Troiza). Hier lebte der Mönch Ewtimij, der die literarische Schule von Tornova gründete und der letzte bulgarische Patriarch der Mittelalters war. Nahebei, aber nicht direkt verbunden, findet man in malerischer Lage das größte Kloster der Umgebung und das viertgrößte in Bulgarien, das Preobrashenski Monastir (Verklärung Christi). Die pittoresken Klostergebäude haben die traditionellen hölzernen Galerien auf der Hofseite und sind bis zu drei Stockwerke hoch. Die Hauptkirche beinhaltet Meisterwerke der Bulgarischen Wiedergeburt. So stammt die Ausmalung von Zahari Zograf (1810 – Samokov – 1853). Er bemalte 1849 bis 1851 auch die Außenwand, an deren Südwand man die seltene Darstellung des Lebensrades (Rad der Fortuna) findet. An der einzigartigen geschnitzten Ikonstase der Schule von Trjavna (1838) stammen die meistern der bemerkenswerten Ikonen auch von seiner Hand.

Südöstlich von Veliko Tarnovo trift man auf zwei so eng benachbarte Klöster, dass sie oft die Zwillingsklöster genannt werden. Beim Dorf Plakovo liegt das Kloster des Propheten Ilija und bei Kapinovo, nur 2 Kilometer weiter, das Kloster Sweti Nikolaj Tschudotworez. Beide Klöster wurden zur Zeit des Zweiten Bulgarischen Reiches gegründet und erfuhren in der Osmanenzeit mehrfache Verwüstungen und Zerstörungen. Die heute existierenden Bauwerke und Kunstwerke stammen daher fast durchgehend aus dem 19. Jahrhundert, sind aber traditionell gehalten. Das Ilija-Kloster bei Plakovo hat eine der in Bulgarien seltenen einschiffigen Kirchen nach dem Athos-Schema. Im Narthex des Nikolaj-Klosters findet man an der Westwand ein Weltgerichtsfresko von 1841, wie man es von den Moldau-Klöstern kennt. Das Nikolaj-Kloster, das als religiöses Zentrum bedeutender war, hat einen monumentalen Hof mit Holzgalerien und vermittelt den Charakter einer mittelalterlichen Klosterfestung.

In der Provinz Plovdiv liegt das Arapovskijat Kloster (Sweta Nedelja). Es ist ist in zweifacher Hinsicht ungewöhnlich, da es ohne Schutz der Berge im Flachland erbaut wurde und mit ausdrücklicher Erlaubnis eines türkischen Beys. Der eigentliche Ausbau mit Festungscharakter geschah in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die überreich ausgemalte Kirche zeigt in mehr als 150 Szenen insbesondere das Leben der orthodoxen Heiligen Cyrill und Method, die auch für die bulgarische Geschichte so wichtig sind. Ausmalung und Ausstattung gehören zu den Hauptwerken der Bulgarischen Wiedergeburt durch verschiedene Künstler.