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Gorna Orjachoviza

Die Stadt (40 829 Einwohner, 160 m NN) liegt am Fluss Jantra, u.z. 7 km nordöstlich von Veliko Tarnovo, 3 km nordwestlich von Ljaskovez und
247 km nordöstlich von Sofia.
Gorna Orjachoviza ist ein wichtiger nationaler Verkehrsknotenpunkt mit einem gut entwickelten Verkehrsnetz, einer Eisenbahnstation und anliegendem Flughafen.

Geschichte

Funde aus der zweiten Hälfte des 5. Jhs. v. u. Z. zeugen für die ersten Bewohner in dieser Region. Vom 5. bis zum 1. Jh. v. u. Z. bestand östlich der Stadt eine antike thrakische Siedlung des Stammes Krobyzen. Später errichteten die Römer eine befestigte Siedlung, die sich als Mittelpunkt eines Weinbaugebiets bewährte.
Im 2.–3. Jh. war Niedermoesien die einzige begünstigte Provinz, Weintraubenzucht zu betreiben und hochqualitative Weine herzustellen. Die im 3.–4. Jh. errichtete Festung hieß im Mittelalter Rjachovez, Rachovez. Der Ursprung des Namens wird unterschiedlich erklärt. Einige führen ihn auf den weit verbreiteten Anbau von Walnussbäumen zurück, andere erkennen darin das persische Wort „rach“ – Weg, Landstraße. Nach der Gründung des Bulgarischen Donaureiches wurde die Festung wieder auf- und ausgebaut, in der Nähe entstand eine neue Siedlung und im 12.–14. Jh. wurde sie zu einer festen Verteidigungshochburg, die dem Schutz der Hauptstadt Tarnovgrad diente. Rjachovez zählte zu den großen Stadt-Festungen im damaligen bulgarischen Reich. Auch die Türken nutzten sie, 1443–1444 wurde sie während des II. Kreuzzuges von Wladyslaw III Warnenczyk gegen das Osmanische Reich erobert und niedergebrannt. Daraufhin verließen die Einwohner die Gegend und zogen ins Tal.

Ende des 15. Anfang des 16 Jhs. entstand anstelle der heutigen Stadt eine neue Siedlung, die durch blühendes Handwerk (Kürschner-, Schneider und Goldschmiedehandwerk, sowie Stellmacherei, Sattlerei u.a.) und regen Handel wirtschaftliche Stabilität erlangte. Siedlung mit gut entwickeltem Handel und Handwerk. Die Stadt bewährte sich als einer der aktivsten Handelsstandorten im nördlichen Teil Bulgariens. Freitags fand hier ein großer Markt statt, es wurde mit Vieh, Landwirtschaftsproduktion, Holz und Holzkohlen gehandelt.
Einen beachtlichen kulturellen Aufschwung verzeichnete die Stadt in der Zeit der Wiedergeburt. Schon 1822 wurde eine Klosterschule gegründet, fünf Jahre später eröffnete Pater Gerassim Stajkov eine Privatschule, die 1835 öffentlich wurde. 1850 wurde die erste Mädchenschule gegründet, 1859 eröffnete Ivan Momchilov die erste Klassenschule, womit in Gorna Orjachoviza der Klassenunterricht begann. 1869 gab es schon eine Lesestube. 1870 erhielt Gorna Orjachoviza das Stadtrecht.

Die Einheimischen beteiligten sich an fast allen Freiheitskämpfen für nationale Selbständigkeit. Vassil Levski gründete 1869 ein Revolutions-Komitee und besuchte später zweimal die Stadt. Bei den Vorbereitungen des Aprilaufstands wurde Gorna Orjachoviza zum Zentrum des Ersten Revolutionsbezirks mit Hauptanführer Stefan Stambolov bestimmt, in der Stadt selbst wirkten für die nationale Sache Ivan Semerdschiev, Georgi Ismirliev und Brüder Grantscharovi mit. Zum Unglück scheiterte der Plan für einen riesiger Aufstand, es wurde nur ein erfolgloses Gefecht zwischen ein paar Aufständischen und dem türkischen Verfolgungstrupp ausgetragen. Am 28. Mai 1876 wurde in Tarnovo Ivan Semerdschiev aufgehängt (zusammen mit Batscho Kiro und anderen Bulgaren). Am selben Tag wurde im Stadtzentrum von Gorna Orjachoviza auch Georgi Ismirliev gehängt, dessen letzte Worte waren: „Es ist schön für die Freiheit des Vaterlands zu sterben“. Der Woiwode Sider Grantscharov (Sider Woiwode) starb den Heldentod unterhalb des Bergs Murgasch als Anführer einer Freischar. Die Sicherheit von Gorna Orjachoviza wurde somit sehr stark gefährdet, aber die mutige Vorsitzende der Frauenvereinigung Elena Grantscharova organisierte eine Gruppe von Frauen, Kindern und alten Leuten und fuhr nach Tarnovo, wo sie den Reuf Pascha um Schutz baten. Er schickte daraufhin reguläre Armeeeinheiten, um die Tscherkessen und türkischen Räuber von der Stadt fernzuhalten. Drei Einheimischen waren in der Freischar von Botev, 132 nahmen freiwillig am russisch-türkischen Befreiungskrieg teil. Gorna Orjachoviza wurde am 26. Juni 1877 von den russischen Truppen befreit. Erwähnenswert ist, dass unter den Befreiern auch der Major Emilian Sienkiewicz war (der Bruder des polnischen Schriftstellers, des Nobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz), der später eine Einheimische heiratete.

Nach der Befreiung entwickelte sich die Stadt zu einem Transportzentrum, vor allem als ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Die Nähe der alten Hauptstadt Veliko Tarnovo, von Arbanassi, der wunderschönen Klöster ringsum und viele andere Sehenswürdigkeiten ziehen viele Touristen an.

Sehenswürdigkeiten

Das Historische Museum mit seinen Niederlassungen: die Ausstellung Das Bildungswesen zur Zeit der Wiedergeburt (in der Stadt), das Ethnografische Museum (in Dolna Orjachoviza) und das Museum-Haus Assen Raszvetnikov (im Dorf Draganovo). Die Kirche Sveti Atanas (1393) ist das älteste historische Denkmal in der Stadt. Die ehemalige Kirche Hl. Nikolaus Wundertäter, deren Stifter Zar Petar und Zarin Alexandra waren, wurde 1849 von Koljo Fitscheto wiederhergestellt, die Ikonen stammen von Sachari Sograf. 1913 wurde sie beim Erdbeben komplett zerstört und wurde mit Baumaterialen aus dem alten Bauwerk wieder errichtet, wobei Elemente aus den erhalten gebliebenen Mauern, die Stifterinschrift und das Steinrelief des südlichen Eingangs geschickt eingebaut wurden. Die Kirche Hl. Georg der Sieger (18. Jh.), bei der in 1822 die erste Klosterschule in der Stadt gegründet wurde. Die Kirchen Mariä Himmelfahrt (1789) und Hl. Dreifaltigkeit (die frühere Hl. Apostel Peter und Paulus von 1815, 1879 wieder hergestellt). Zu den Stadtsymbolen zählt das Denkmal von Georgi Ismirliev (der militärische Anführer des in der Stadt vorbereiteten Aprilaufstandes), das 1910 von Prof. Vasilev entworfen wurde.