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Tschiprowzi

Die Stadt (3100 Einwohner, ca. 500 m NN) liegt zwischen Tschiprovska- und Jasova-Gebirge im Westbalkan, am Ufer der Flüsse Stara reka und Martinovska Ogosta. Sie befindet sich 35 km westlich von Montana und 120 km nordwestlich von Sofia (über den Petrochaner Pass).
Zentrum der bekannten Teppichwebereischule von Tschiprovzi, deren eigenartige Teppiche heute noch weltweit reges Interesse erwecken.

Geschichte

Tschiprovzi ist eine alte Siedlung, die schon zur thrakischen Zeit entstand. Unter römischer Herrschaft blühten hier die Kupfer-, Blei-, Silber- und Eisengewinnung auf. Vermutlich wurde der ursprüngliche Name der Ortschaft Kiprovez vom lateinischen Begriff cuprum (Kupfer) abgeleitet. Später wurde daraus Tschiporovzi und seit 1956 trägt die Stadt ihren heutigen Namen Tschiprovzi. Die Einheimischen führen den Namen Kiprovez (Tschiprovzi) auf die malerische Lage der Ortschaft –bildschön, hübsch, geschmückt (kipra) – zurück.
Der Bergbau spielte in der späten Antike eine ausschlaggebende Rolle für die Entwicklung der Militärproduktion in der alten römischen Stadt Ratiaria (in der Nähe des heutigen Dorfes Artschar, 27 km südöstlich von Vidin). Im 12.–14. Jh. war Tschiprovzi schon eine belebte Bergbauortschaft und genoss wichtige Privilegien. Im 14. Jh. siedelten sich hier auch Bergleute aus Sachsen an, die die Erzgewinnung stark förderten. Es war kein Zufall, dass ein großer Zeil des am Leben gebliebenen bulgarischen Adels nach dem osmanischen Einfall ausgerechnet in dem blühenden Grundbesitz der Bojaren Soimirovi Unterkunft fand. Im 16.–17. Jh. war Tschiprovzi schon ein großes Bergbau-, Handwerks-, Handels- und Kulturzentrum. Mit den künstlerisch gestalteten Golderzeugnissen verdiente er neben Konstantinopel, Thessaloniki und Belgrad den Ruhm eines der größten Goldschmiedezentren auf der Balkanhalbinsel. Mit der Entwicklung des Handwerks blühte auch der Handel auf. Die Händler aus Tschiprovzi durchkreuzten die ganze Balkanhalbinsel, die bemerkenswerten Silbertassen von Tschiprovzi fanden auch in Mitteleuropa Absatz. Ein großer Teil der wohlhabenden Bevölkerung ließ sich traditionsmäßig im Ausland ausbilden. Das Bestreben nach Ausbildung, Aufklärung und Verstärkung des nationalen Selbstbewusstseins führte zum Aufbau von Schulen, Kirchen, Klöstern, schönen und reichen Häusern. Die gescheite Bevölkerung von Tschiprovzi beteiligte sich aktiv an den Kämpfen für nationale Unabhängigkeit und Freiheit. 1688 brach der bekannte Aufstand von Tschiprovzi aus mit Georgi Pejatschevitsch, Bogdan Marinov, Gebrüder Ivan und Michail Stanislavov und Peter Partschevitsch an der Spitze, dessen Lebensziel die Gründung einer antiosmanischen Koalition zur Befreiung Bulgariens war.

Der Aufstand war das Ergebnis der langjährigen politischen und Aufklärungsaktivitäten seiner Führer. Ziel des brutal niedergeschlagenen Aufstandes war es, die europäischen Staaten zur Unterstützung im Kampf gegen die osmanische Fremdherrschaft zu erhalten. Die letzte Burg der Aufständischen waren Tschiprovzi und sein Kloster, aber trotz ihres heldenhaften Widerstands wurden die Stadt und das Kloster eingenommen und niedergebrannt. Das gleiche Schicksal ereilte auch die Nachbardörfer. Von den 5000 Katholiken aus Tschiprovzi wurden 1000 getötet und weitere 1000 junge Frauen, Mädchen und Jungen versklavt. Nach dem Pogrom wanderten viele Bulgaren nach Rumänien, Ungarn, Kroatien aus. Tschiprovzi stand auch 1835 und 1837 auf und beteiligte sich an dem Aufstand von Vidin im Jahre 1850. Nach der Befreiung kehrten viele von den ausgewanderten Bürger von Tschiprovzi nach Bulgarien zurück.
Im 18. Jh. blühte in Tschiprovzi die Teppichweberei auf, die dann eine weitere Entwicklung im 19. Jh. erfuhr. Sie wurde damals zum hauptsächlichen Lebensunterhalt der Bevölkerung und verbreitet heute noch den Ruhm der Teppichwebereischule von Tschiprovzi. Berühmte Söhne der Stadt sind Peter Bogdan Bakschev (1601–1674), katholischer Erzbischof von Sofia und angesehener Politiker und Gelehrter (Autor von historischen Schriftwerken wie z.B. Geschichte Bulgariens, 1667), der katholische Geistliche und Diplomat Peter Partschevitsch (1612–1674) u.a.

Sehenswürdigkeiten

Das historische Museum birgt Muster, Kopien und reichliche Dokumentation über die Entwicklung und Ergebnisse der drei Tschiprovzi Schulen – die Literatur-, Goldschmiede- und Teppichwebereischule. Im Haus der Teppichweberin (ein Teil des Museenkomplexes) – Katherina-Haus, einem neu aufgebauten Haus aus der Wiedergeburtszeit wurde eine reiche ethnografische Sammlung arrangiert. Nicht weit vom Museum liegen die Reste des katholischen Doms St. Maria (1371), der 1688 beim Tschiprovzi-Aufstand niedergebrannt wurde. Die vermutlich aus dem 14. Jh. stammende orthodoxe Kirche Vosnessenie Hristovo (Christi Himmelfahrt). Ihre Ikonostase wurde 1865 von Meister Danail aus Stip gemalt. Die Überreste von der 1688 niedergebrannten Kirche Sveti Nikola (17. Jh.).

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung:

– Das Tschiprovski Kloster St. Ivan Rilski liegt 6 km nordöstlich der Stadt, in der Nähe vom Dorf Schelesna.
Das Kloster entstand vermutlich im 10. Jh. und es war immer ein belebtes Aufklärungszentrum. Während der osmanischen Fremdherrschaft wurde es mehrmals niedergebrannt, wieder aufgebaut und es setzte seine geistig-religiösen und heimatliebenden Kultur- und Aufklärungsaktivitäten fort. Während der nationalen Befreiungskämpfe bot es den aufständischen Bulgaren aus der Region von Tschiprovzi Unterkunft. Nach der Befreiung wurden die Klosterdormitorien im Wiedergeburtsstil renoviert. Im östlichen Teil des zweiten Stocks des Dormitoriums wurde eine kleine Kapelle Sveti Atanassii Veliki errichtet und ausgemalt. Die Klosterkirche Sveti Ivan Rilski, die im Jahre 1829 gebaut und 1879 renoviert wurde, bewahrt ein wertvolles Werk der Holzschnitzerei – die Ikonostase und die Ikonen des Meisters aus Koprivsctiza Hristo Entschev. Im Erdgeschoss des Beinhaus-Steinturms (19.–20. Jh.) werden die Gebeine der in den Befreiungskämpfen gegen die Türken Gefallenen aufbewahrt. Das Kloster bietet Übernachtungsmöglichkeiten. Am 6. September findet hier jährlich eine Gedächtnisfeier an den Aufstand von 1688 statt.