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Felsenrelief des Reiters von Madara

Bei dem Reiter von Madara handet es sich um ein frühmittelalterliches Relief in monumentaler Größe. Es befindet sich auf dem Felsenplateau in der Nähe des Dorfes Madara. Das Kunstwerk befindet sich an einer hundert Meter erhöhten Klippe und zeigt 23 Meter über dem Grund eine Reiterfigur. Der Reiter, so wird die Standsequenz präsentiert, hat soeben einen Löwen mit einem Speer erlegt und ist begleitet von einem im Lauf dargestellten Hund. Er ist dem Betrachter en face zugewandt, somit zweidimensional dargestellt (entsprechend ähnlicher Zeichnungen aus dem 7. und 8. Jh.) und achtet somit nicht auf den Löwen noch Hund.

Inschriften zeugen von Siegesereignissen gegenüber Byzanz, die sich auf eine Zeitperiode zwischen 705 und 831 beziehen, deshalb die Symbolik des überlebensgroßen Reiters im Sieg gegenüber ein Raubtier. Noch konkreter geht man davon aus, dass hier Khan Terwel dargestellt ist (Regierungszeit 701 – 718), ein Volksführer des 1. Bulgarischen Reiches (681 – 1018). Somit ist der Reiter von Madara das älteste Dokument, das dem historisch interessierten Betrachter aus dem Bulgarien des Mittelalters zur Verfügung steht – es ist dies überhaupt das einzige Monumentalrelief dieser Art, welches in Europa bisher vorzufinden ist. 1979 fügte die UNESCO dieses Relief dem Weltkulturerbe hinzu und 2008 beschloss man in Bulgarien, diesen Reiter als Motiv der im Lande produzierten Euro-Münze zu verwenden.

Der Reiter sitzt aufrecht und ist mit einem knielangen Mantel bekleidet. Wie deutlich zu sehen ist, hält er in der linken Hand die Zügel und aus der rechten heraus ist soeben ein Speer geworfen worden – hiermit wurde der Löwe erlegt, der sich unterhalb des Pferds befindet. Der Speer steckt im Löwenkörper und ist mit einem Fähnchen geschmückt. In altgriechischer Schrift befinden sich Aufschriften in der Nähe jeden Bildelements. Ähnliche Reiterabbildungen wurden bisher nicht in Europa, jedoch in anderen Bereichen Asiens und auch im Iran (ehemals Persien) gefunden.

Der Reiter von Madara kombiniert somit das gesellschaftliche Selbstverständnis des protobulgarischen Steppenvolkes mit der Schrift- und Symbolkultur der frühgriechischen Tradition, die hier völkerübergreifend Eingang fand. Der Reiter als Motiv bringt in diesen Jahrhunderten stets als Herrscherallegorie die Heldenverehrung zum Ausdruck – die Kombination von Inschrift und detailgerechter Darstellung ist gerade in Madara einzigartig. Es setzten sich die Protobulgaren aus Steppenvölkern zusammen, so dass Reiterdarstellungen jeweils ein direktes Identifikationsangebot für den zeitgenössischen Betrachter beinhalteten und gleichzeitig – in übergroßer Darstellung und unzweifelhaft siegreich – auf „den besseren Menschen“, nämlich auf eine Person von höherem gesellschaftlichen Status verwiesen.