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Die Stadt (79851 Einwohner, 375 m NN) liegt am Nordostfuße des Vrazaer Balkangebirges, am Ausgang des Flusses Leva aus der Schlucht Vratzata in der Donauebene. Sie befindet sich 116 km nordöstlich von Sofia, 38 km südöstlich von Montana, 80 km südlich von Koslodui, 75 km von Orjachovo und 53 km nordwestlich von Botevgrad. Gebietszentrum.
Die wunderschöne Natur und die abwechslungsreiche Geschichte verwandeln die Stadt und ihre Umgebung in einen anziehenden und stark besuchten touristischen Mittelpunkt.
Geschichte
Die Stadt verdankt ihren Namen der naheliegenden Schlucht Vratzata. Im 6. Jh. erwähnt der byzantinische Chronist Prokopius eine Festung in dieser natürlich geschützten Gegend.
Die heutige Stadt Vraza geht auf die mittelalterliche bulgarische Siedlung Vratiza (von Vratza – Tür, Engpass) zurück. Im 10.–11. Jh. war sie das Zentrum einer Region, wo lebhaft mit Landwirtschafts- und Tierzuchtprodukten gehandelt wurde. Die ergiebigen Kupfer- und Bleivorkommen begünstigten die Entwicklung des Erzbergbaus und trugen zur Erweiterung der Siedlung bei. Im 13.–14. Jh. war Vratza eine stark befestigte Stadt. Beim Einfall der Türken konnte sich Radan Voivode dank der natürlichen Gegebenheiten und der starken Festungsmauern längere Zeit erfolgreich abwehren. Die mittelalterliche Stadt wurde mehrmals von den Türken verwüstet und von den Bulgaren wieder aufgebaut. 1596 wurde sie unter dem walachischen Herrscher Mihai Viteazul (Michael dem Tapferen) stark beschädigt. Am Anfang des 19. Jh. (unter der Herrschaft von Osman Pazvandoglu) wurde Vraza zu einem Kampfplatz zwischen dem Vidiner Feudalherrn und dem Heer des Sultans. Bis zur Befreiung war Vraza ein Standort von strategischer Bedeutung, der sowohl die Wege zu den Donauhäfen, als auch jene nach Sofia, Etropole und Plovdiv verteidigte. Seit Ende des 18. Jh. und besonders im 19. Jh. verwandelte sich Vraza in ein großes Handwerks-, Handels- und Verwaltungszentrum.
Die hergestellten Fleisch- und Milchprodukte, sowie die Produktion der Schneider, Gerber und Goldschmiede von Vraza fanden nicht nur in der Region, sondern auch auf den Märkten in Lyon, Wien, Bukarest und Istanbul Absatz. Im Bergbau gewann man Kupfer, Blei, Zink und Silber, aus den Flüssen – Gold.
Die Entwicklung der Goldschmiedekunst verhalf der Stadt zu neuem Ruhm. Es sonderte sich ein Marktplatz für Golderzeugnisse ab, in den Nachbarklöstern entstanden Goldschmiedewerkstätten. Mitte des 19. Jh. war Vraza eine reiche Stadt, die Seide, Wolle und Leder ins Ausland ausfuhr. Die Einwohner zählten über 13000 und die Häuser – über 2500. Das wirkte sich positiv auf das geistige Leben der Stadt aus. Es wurden Kirchen, Schulen, schicke Häuser gebaut. Einige Zeit lang arbeitete hier der angesehene Schriftsteller und Kirchenmann Sofroni Vratschanski (Sophronius von Vraza).
Am 9. November 1877 wurde die Stadt von türkischer Herrschaft befreit.
Manche Handwerksbereiche modernisierten sich danach allmählich. Die auf Kabrioletts, Kutschen, Krankenwagen u.a. spezialisierte Wagenherstellung blühte auf. Die Verlegung der Eisenbahnlinie Mesdra-Vraza-Lom im Jahre 1913 und ihre Verlängerung von Brussarzi nach Vidin (1923) verwandelten Vraza in eine moderne Stadt.
Berühmte Söhne der Stadt sind Ivan Sambin, der erste bulgarische Diplomat in Russland, Dimiter Hadschitoschev – angesehener Politiker, der 1827 von den Türken getötet wurde u.a.
Sehenswürdigkeiten
Das historische Museum 16 (1) liegt am zentralen Stadtplatz und birgt eine wertvolle Sammlung von Kultplastik aus der Jungsteinzeit, thrakische Goldschätze, Originalmuster der Goldschmiedeschule von Vraza u.a. Vrazaer Schatz (4. Jh. v.u.Z.)
Zu den wertvollsten Ausstellungsstücken zählen auch häusliche Gegenstände und Urkunden, die mit dem Leben und den letzten Tagen des revolutionären Dichters Hristo Botev verbunden sind.
Das älteste menschliche Skelett, das in unserem Land aufgefunden wurde, kann man im Historischen Museum von Vraza sich ansehen. Das einmalige Ausstellungsstück wurde bei Ausgrabungen beim Dorf Ochoden im Jahre 2004 entdeckt. Das Skelett gehört einer jungen Frau (die Wissenschaftler haben sie Todorka genannt), die im Jahre 5800 v. Chr. in einem extra aufgebauten Raum, der mit einem Mausoleum verglichen wird, ritualartig begraben wurde. Die ganze Grabkammer mit dem Skelett und dem Inventar ist in einem isolierten Schaufenster ausgestellt, um vor Mikroorganismen beschützt zu werden.
Die Gemäldegalerie mit einer reichen Sammlung aus Werken von Andrej Nikolov, St. Ivanov, Zeno Todorov, Ivan Funev u.a.
Der ethnografische Komplex aus der Wiedergeburtszeit (2) umfasst das Haus der Familie Hadschitoschevi, das Haus von Grigoria Naidenov, Mitglied des örtlichen Revolutionskomitees und Freiwilliger im Befreiungskrieg, das Haus von Ivan Sambin, die Himmelfahrt-Kirche (18. Jh.), die von Vassil Levski, P. R. Slavejkov und anderen Aufklärern und Revolutionären besucht wurde, die Vasnesenijeschule (Himmelfahrt-Schule ,1822), die älteste in der Stadt. Vor dem Komplex steht ein Büstendenkmal für Vassil Levski.
Der Nikola-Voivodov-Komplex (3) liegt im Stadtzentrum und umfasst das Geburtshaus von Voivodov und das Haus der Vrazaer städtischen Lebensweise vom Anfang des 20. Jh. Im Haus von General Kiril Botev haben 1900 bis 1903 der Bruder von Hristo Botev (und Mitglied seiner Freischar) und seine Mutter gelebt. Im Geburtshaus des hervorragenden bulgarischen Skulptors Prof. Andrej Nikolov wurde eine ständige Ausstellung seiner Werke eingerichtet. Die zwei Wohn- und Verteidigungstürme/Festungen der Familien Kurtpaschovi und Meschtschien . Denkmal von Hristo Botev. Denkmal Vestiteljat na svobodata (der Freiheitsbote) (4).
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung:
– Vratzata (eine imposante Schlucht am Fluss Leva) – am nördlichen Abhang der Vrazaer Balkangebirge, südlich von der Stadt. Die hohen, nahezu senkrechten Schluchtwände gipfeln in spitzen Gräten. Die tiefe Schlucht ist bis zu 70 m in den Kalksteinfelsen eingeschnitten. Das ist ein ideales Gebiet zum Klettern und Wandern. Die markierten Routen sind verschiedenen Schwierigkeitsgrades. Der westliche Felsenmassiv ist eine echte Herausforderung für erfahrene Bergsteiger. Die schöne Schlucht, die weiten Wiesen und die Ausflugs- und Campingplätze am malerischen Fluss ziehen nicht nur gestandene Wanderer, sondern auch Tausende von Bergbegeisterten an. Auch eine Alpenhütte steht ihnen zur Verfügung.
– Gipfel Okoltschiza 17 ist eine heilige historische Stätte für jeden Bulgaren. Sie liegt im Vrazaer Balkan, 20 km südöstlich der Stadt.
Schon von weitem ist das 35 m hohe Denkmal mit dem Freischärlerkreuz zu sehen, welches 1937 zur Verewigung der Heldentat von Hristo Botev und seinen Freischärlern auf Okoltschiza errichtet wurde. Hier kam die Freischar von Botev in ihr letztes Gefecht mit der ihr zahlenmäßig weit überlegenen türkischen Armee. Unweit von Okoltschiza, in der Gegend Jolkoviza (am Fuße des Gipfels Kamarata), starb der Voivode Hristo Botev den Heldentod. Botev wird als Nationalheld gefeiert, sein heroisches Leben gilt als Beispiel für die Nachfolgen, seine unübertroffene Publizistik und die ca. 20 Gedichte zählen zur bulgarischen Klassik und zum Weltkulturerbe. Seine Freischar wurde brutal zerschlagen. Wenige wurden gefangengenommen, andere konnten sich im Balkangebirge retten. Ein großer Felsenblock mit einer Gedenkinschrift bezeichnet den Ort, wo der Dichter getötet wurde.
Botev und alle in den Freiheitskämpfen Gefallenen werden jährlich am 2. Juni an dieser historischen Stätte gefeiert. Die Teilnehmer an der Nationalen Wanderung In den Fußstapfen der Freischar von Botev ziehen am vorigen Tag auf der Botev-Allee aus Kosloduj hierher. In der Gegend wird eine Zeltstadt errichtet, wo Teilnehmer auf weiteren markierten Wanderwegen ankommen. Hier befindet sich auch die Touristenhütte Okoltschiza.
Zu den Plätzen, die in der Umgebung von Vraza liegen, und mit dem Kampfweg der Botev- Schar verbunden sind, gehören auch die Denkmäler auf der Botev – Wiese, wo die Freiheitskämpfer übernachtet haben und diese auf Milin Kamak, wo die Schar blutige Kämpfe geführt hat, bei denen viele aus der Freischar fielen, darunter auch der Fahnenträger Nikola Simov (Kuruto).
– Die Ledenika-Höhle 16 (im Vrazaer Balkangebirge) liegt 16 km südwestlich von Vraza.
Sie zeichnet sich mit unglaublich schönen eisigen Stalaktiten, Säulen und Wasserfällen aus, denen die Höhle ihren Namen verdankt. 1963 wurde sie zur Natursehenswürdigkeit erklärt. Der Konzertsaal zählt mit seiner 60 m Länge, 46 m Breite und 22.7 m Höhe zu den größten bulgarischen Höhlen. Dank der hervorragenden Akustik werden auf seinem Podium zahlreiche Konzerte veranstaltet.
Der Weiße Saal und Die Vorhänge bieten eine mystische Attraktion an. In der Höhle erheben sich wundervolle Figuren: Der Weihnachtsmann mit den Geschenken, Der Tannenbaum mit ewigem Schnee, Das Tintenfass mit der Feder, Der beim Anblick der von unzuverlässigen Besuchern zugefügten Schäden vor Schreck versteinerte Riese. Blasse Moose und Farne winden sich bezaubernd im Licht der Scheinwerfer. Die elektrifizierte Höhle ist für Besucher zugänglich. In der Nähe befindet sich ein Erholungskomplex. Hier befindet sich auch die Touristenhütte Ledenika.
u Das Denkmal „Opa Jozo sieht“ – im Iskardurchbruch beim Dorf Otschindol, 38 km von Vraza entfernt. Das fünf Meter hohe Monument stellt einen der bekanntesten Vasov- Helden von der gleichnamigen Erzählung dar und ist ein Symbol und Beispiel für Patriotismus. Das Denkmal ist aus weißem Vrazaer Stein und ist ein Werk von Georgi Tischkov und Monika Igarenska. In der Umgebung gibt es einen Erholungsplatz mit Bänken und einer Schutzhütte.
– Der Silberschatz von Rogoschen (5.–4. Jh. v.u.Z.) wurde 1985 im gleichnamigen Dorf (Gebiet Vraza) entdeckt.
Er besteht aus 165 Gefäßen mit einem Gesamtgewicht von ca. 20 kg und ist aus Silber von hoher Reinheit mit einer zusätzlichen Gravierung oder mit auf 31 Gefäßen aufgesetzten goldenen Blättchen hergestellt. Die Gegenstände sind reichlich geschmückt. Der Überfluss an schönen Blättern, Lotosblüten und Zweigen ist mit verschiedenartigen Vertretern der Tierwelt kombiniert – von den realistisch gestalteten Vögeln und Hunden bis zu den Phantasiegestalten von Grifonen (Ungeheuern mit einem glänzenden Körper und mit Adlerköpfen – und Flügeln ), Pegassus (geflügeltes Pferd) und mit anderen komischen Lebewesen. Besonders interessant ist der reliefartige Schmuck mit Stoffen aus der Mythologie, von denen wir eine Vorstellung über die Weltanschauung der Menschen, die damals gelebt haben, gewinnen. Der Schatz von Rogosen hebt noch einen Vorgang zur erstaunlichen Kultur der alten Thraker auf, die mit viel Finesse und Glanz ihre einmalige künstlerische Tradition mit den Motiven aus der Mythologie der alten Griechen harmonisch verbindet.
– Vraza ist ein bequemer und beliebter Ausgangspunkt für tourische Routen im schönen und majestätischen Vrazaer Balkan.