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Die Stadt (137768 Einwohner, ca. 150 m NN) liegt im mittleren Teil des Donauhügellandes, von Westen, Süden und Osten von den Plevener Anhöhen umschlossen, 174 km nordöstlich von Sofia, 35 km nördlich von Lovetsch, 55 km südwestlich von Nikopol, 146 südwestlich von Russe und 302 km westlich von Varna. Der nächstgelegene Donauhafen ist Somovit, das 31 km nördlich liegt. Gebietszentrum.
Pleven ist ein großer Verwaltungs-, Wirtschafts-, Transport- und Kulturzentrum.
Geschichte
Pleven blickt auf eine Jahrtausende lange, ereignisreiche Geschichte zurück. Schon zur Thrakenzeit enstand in der Gegend Kajlaka unter dem Namen Storgosia eine Siedlung, die die Römer später befestigten. Im 7. Jh. gaben die Bulgaren der Festung den Namen Kamenez. Nördlich davon entstand eine andere Siedlung, Pleven genannt. Später verschmolzen die beiden Siedlungen. Siedlung mit dem Namen Pleven wurde 1266 urkundlich belegt. Im Mittelalter wurde die Stadt als Handwerker- und Handelszentrum bekannt. Besonders stark litt die Stadt unter der türkischen Invasion im 14. Jh. Pleven leistete den Eroberern verbissenen Widerstand, unterlag jedoch und wurde zerstört, ein großer Teil der Einwohner wurde getötet oder verdrängt, viele zum Islam bekehrt. 1569 erlitt die Stadt einen neuen Agriff, diesmal von dem walachischen Fürsten Mihai Viteazul (Michael der Tapfere), sie wurde erneut eingenommen und in Brand gesetzt. Im 17. und 18. Jh. nahmen die Bulgaren demografisch und ökonomisch überhand, es entsteht kulturelles Leben. Allmählich entwickelte sich Pleven zu einem großen Handelszentrum, das im regen Verkehr mit Dubrovnik und Brasow stand. Im 19. Jh. war es auf dem ganzen Balkanhalbinsel und in Anadolien für seinen Vieh- und Schafsmarkt berühmt.
1825 wurde eine bulgarische weltliche Schule eröffnet. 1840 gründete Anastassia Dimitrova eine bulgarische Mädchenschule, ein Jahr später entstand eine neue Jungenschule. 1834 errichtete man die Nikolaikirche. 1869 eröffnete man auch die Lesestube.
Am 6.5.1869 gründete hier Vassil Levski das erste geheime Revolutionskomitee. Die Einwohner der Stadt beteiligten sich aktiv an den Befreiungskämpfen, in den Freischaren von Filip Totju und Hristo Botev waren auch Plevener Bürger.
Die Stadt wurde im russisch-türkischen Befreiungskrieg 1877–1878 weltbekannt, da die starke Festung von den Türken verbissen verteidigt wurde. Nach Überschreiten der Donau zogen die Westlichen russischen Truppen zu der strategisch wichtigen Stadt Pleven. Die türkische Militärleitung verlagerte ihrerseits die ganze 40 000 Mann zählende Garnison der Festung Vidin mit Osman Pascha an der Spitze. Um Pleven entstanden Verteidigungsringe. Die russischen Truppen unter Gen. Schilder-Schuldner stürmten am 18.6.1877 zum erstenmal die Stadt, fast jeder Dritte von 7000 Soldaten kam ums Leben oder wurde verwundet. Auch der zweite Ansturm am 30.7. blieb trotz der zahlreichen Opfer (über 7000 Tote und Verwundete) erfolglos. Am 11. und 12.9. stürmten 100 000 Russen und Rumänen in der größten und blutrünstigsten Schlacht zum drittenmal die Stadt. Den Truppen von General Skobelev gelang ein Durchbruch, aber die russische Militärleitung befahl den Rückzug. Das Blut von 16 000 Russen und Rumänen verfloss vergeblich in der zweitägigen Schlacht.
Der berühmte Militäringenieur Gen. von Totleben (Todleben) wurde dringend von Russland nach Pleven befohlen, um die Zernierung der Stadt zu leiten. Zwecks Erfüllung des Blockadeplans nahm Gen. Gurko die Dörfer auf dem Wege nach Sofia ein – Dolni Dabnik, Gorni Dabnik und Telisch und die Schlinge um die Stadt wurde zugezogen. Ab Ende Oktober zogen Russen und Rumänen einen 50 km langen Belagerungsring um Pleven. Hunger, Krankheiten und Kälte zehrten allmählich an den türkischen Truppen, die völlig abgeschnitten waren. Dazu haben auch die heldenhaften Kämpfe am Schipka-Pass wesentlich beigetragen. Mit beispiellosem Heldentum und Selbstlosigkeit haben dort Bulgaren und Russen Suleiman Pascha und seinen 45 000 Mann zählenden Truppen den Weg nach Nordbulgarien abgesperrt. Am 10. Dezember versuchte Osman Pascha erfolglos einen verzweifelten Durchbruch der Blockade in der Nähe des Flusses Vit. Die Einnahme von Pleven hatte entscheidenden Einfluss auf das Kriegsende.
Nach der Befreiung entwickelte sich Pleven sehr rasch, da aus den Nachbarsiedlungen um Trojan, Teteven u.a. viele Umsiedler zuzogen. Den wirtschaftlichen Wachstum förderten die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinien Sofia–Varna (Russe) und Pleven (Jassen)–Somovit– Tscherkoviza und das dicht angelegte Landstraßennetz.
Pleven ist die siebtgrößte bulgarische Stadt.
Sehenswürdigkeiten
An die 200 Denkmäler erinnern an die blutrünstigsten Schlachten im Befreiungskrieg.
Das Mausoleum-Ossarium der 1877 gefallenen russischen und rumänischen Soldaten 40, (1) Stadtsymbol, wurde auf Anstoß von Stojan Saimov mit freiwilligen Spenden des bulgarischen Volkes errichtet und am 16.9.1907 in der Anwesenheit von Gen. Stoletov, dem Leiter der bulgarischen Freiwilligen, feierlich eröffnet. Das bemerkenswerte Denkmal wurde von Pentscho Kojtschev geschaffen, und die aus Lindenholz geschnitzte Ikonostase ist das Werk von Prof. Ivan Travnischki. 1906 erhielt die einzigartige Ikonostase den höchsten Preis bei der Pariser Ausstellung. Die Ikonen schufen Prof. Markvitschka und Prof. Anton Mitov. Unweit vom 24 m hohen Mausoleum befindet sich das Museum der Befreiung Plevens – 1877 (2).
Im südwestlichen Teil der Stadt wurde auf einem Hügel der Skobelev-Park angelegt. Er erstreckt sich auf 12 ha genau an der Stelle, wo im Befreiungskrieg die Schanzen Kovanlaka und Issa Aga lagen. Im Grünen befinden sich Kriegsreliquien aus der damaligen Zeit, das Museum-Haus von Stojan und Vladimir Saimovi, Dutzende von Dankbarkeitszeichen. Hier ragt auch das Beinhaus von Tausenden im Befreiungskrieg gefallenen russischen Soldaten. Der Hügel ist von der imposanten Panorama Epopöe von Pleven 40 (3) gekrönt, die zum 100. Jahrestag der heldenhaften Schlachten bei Pleven errichtet wurde. Der Komplex besteht aus 4 Sälen, die verschiedenen Perioden der Kriegsführung gewidmet sind. Der zweite Saal stellt das eigentliche Panorama dar. Das Rundgemälde mit seiner originellen dreidimensionalen Form lässt Malerei, Bildhauerkunst, authetischen Kriegsgegenständen und Erläuterungen über die geschichtlichen Ereignisse regelrecht verschmelzen. In der Nähe des Parkes befinden sich die beiden weiteren Schanzen Kovanlaka und das Totental, wo über 6000 russischen und rumänischen Soldaten ums Leben kamen. Im Park Kajlaka befindet sich der Totleben-Schutzwall. Auf einem hohen Hügel am Fluss Vit, oberhalb der Brücke, wo die Truppen von Osman Pascha die weiße Fahne schwenkten, erhebt sich das Siegesdenkmal.
Das Historische Museum 40 (4) (mit 24 Ausstellungsräumen) wurde in einem stattlichen Gebäude aus dem 19. Jh. untergebracht. Das Denkmal der im bulgarisch-serbischen Krieg 1885 gefallenen Bürger aus Pleven. Die Kirche Sveti Nikolai (5) (1834) mit einer Ikonenwand aus 1845 und Ikonen, die Dimitar Dospevski und Nikola Obrasopissov gemalt haben. Die Kunstgalerie Ilia Beschkov (6) (eine der größten im Lande) beherbergt über 900 Werke des berühmten Malers. Hier kann man die in Europa größte Sammlung von afrikanischer Steinplastik der Shona bewundern. Die Kunst-Galerie-Sammlung (7) (eine Schenkung des in Pleven geborenen Malers Svetlin Russev) befindet sich in einem zum Kulturdenkmal erklärten restaurierten Gebäude. 1984 überließ der bekannte Maler 322 Werke der Malerei und Bildhauerei (bulgarische Ikonen und Holzschnitte aus der Zeit der Wiedergeburt, Werke von zeitgenössischen bulgarischen und westeuropäischen Malern, indische und afrikanische Holzplastik u.a.), 1999 erweiterte es die Sammlung um 82 Grafiken und Bilder. Das Museum der Jagdgesellschaft. Die Wasserspiele (1982) im Zentrum der Stadt sind imposant.
Der einzigartige Park Kajlaka liegt südöstlich der Stadt im canyonartigen Tal des Flusses Tutscheniza. Üppige Pflanzen und Felsen umrahmen wundervolle Erholungsecken und Sportplätze. Schattenspendende Alleen schlängeln sich um duftende Rosarien und Blumenbeeten, glänzende Seen und Schwimmbäder locken an, 20 m hohe Kletterwände fordern erfahrene Sportler heraus. Das originelle Restaurant Peschterata (die Höhle) bietet Exotik und zugleich Gemütlichkeit. Der Park verfügt über gut ausgebaute Touristeninfrastruktur. Auf dem Parkgelände gibt es auch Überreste von der ehemaligen befestigten Stadt Storgosia. Seit 1973 gilt Kajlaka als Naturschutzgebiet.